Raum 19 Danse Macabre

ebook: Raum 19 Danse Macabre

Belletristik & Literatur

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About the eBook

Siebentes und letztes Requiem für Benedict Benedictius,
Benedict, verzeih mir meine Zoten, die zotigen Bilder, den zotigen Stil, die zotige Sprache.
Das kommt, ich will den Sinn und nicht die Form!
Es war mein Gott, er gab mir Schmerz und Angst und Trauer, und die Zoten.
Er fügte es, dass Schmerz und Angst und Trauer ich nur in Zoten sagen kann, und nur in Zoten tragen kann!
Für eine Weile jedenfalls und auch nur halb und halb und auch nur bis zum frühen Morgen!
Es scheint, nur mit Zoten kann ich mich den Dingen nähern. Du weißt schon, das mit dem Leben, und das mit dem Sterben, und dem Warum?
Nur das Rüde und die Zoten geben noch die Kräfte her, sind Saft und Farben, sind noch nicht verschlissen, verschissen und verblichen.
Es sind die Zoten, sie tragen, sagen und fragen, lles, mein Freund, Frühling, Hoffnung, Farben, Leid und Ängste, und all diese Dinge!
Kühlewind:
Das normale Sprechen, salbadern und seibernde Pastörchen, Kondolenzen mit Pasteten und Tortörchen.
Benedict, du weißt schon, dass es mit dieser Sprache nicht zu schaffen war!
Eremias Kühlewind, in plötzlicher Wut, schrie er in den dunklen Raum hinein:
Ich sehe meine Freunde sterben, und soll nichts als warme Scheiße schrein?
Da sind uns doch die Zotenleiber lieber! Die spucken und spuken und husten wenigstens, purzeln, keuchen und schrein!
Alles wie es sich gehört. Zwischen all dem Seichten Zoten tun, das tut gut!
Eremias Kühlewind, noch wütend:
Ich sehe meine Freunde sterben und soll nichts als seichte, warme, Scheiße schrein?
Wie soll ich sie denn fassen, die Trauer, die Angst und die Pein?
Ich kann es nur in Zoten sagen. Nur in Zoten kann ich, was mich würgt, ertragen, das sogenannte Reifen, Reißen, und den frühen Tod.
Eremias, allein und einsam in der Savanne. Das Licht des geduldigen Mondes lächelte. Hauchdünne Wolkenschleier umschwebten Mond und Mondeslicht.
Eremias, jetzt ruhig und gefasst:
Benedict, mein Benedict, du weißt so gut wie ich, dass es um Seele geht, und nicht um irgendeinen Kohlensack.
Um der Jugend zu entfliehen, der Torheit also und der Liebe, musstest du dem Tod ins Auge schauen. Ist das der Sinn des Sterbens?
War alles umsonst? Das Leben, weil das Leben nicht bleiben kann? Die Liebe, weil die Liebe nicht bleiben kann?
Ist es denn ein Trost, dass der Erde neues Leben entwächst?

Eremias Kühlewind, ein kleines Lächeln entrang sich seinem alten Faltenleib:
So einfach liegen die Dinge wohl nicht! Zweifel sind angebracht.


About the Author

Aktuelles: (was gerade passiert, womit ich mich gerade beschäftige)
Ich lebe seit 3 Jahren in Lüneburg. Lüneburg hat drei alte, dicke, fette Kirchen. Man ahnt die einstige Macht der christlichen Institutionen, wie sie bereits optisch das gemeine Volk überragte und beherrschte.
Die Nicolaikirche ist eine dieser Kirchen, gleich bei mir um die Ecke. Ich gehe fast jeden Tag daran vorbei.
Zurück in den Schoß der Kirche.
Schließlich, am Donnerstag, den 26.10.2017, war ich bei Pastor Oldenburg, dem Oberseelsorger der Nicolaigemeinde. Seitdem bin ich wieder ein Mitglied der christlichen lutherischen Gemeinschaft.
Pastor Oldenburg hat mit mir gesprochen.
Er hat sich eine halbe Stunde Zeit dafür genommen.
Ich habe gefragt, wie die heutige Kirche ihr Glaubensbekenntnis interpretiert, insbesondere die Aussage: Ich glaube an das ewige Leben. Nach einem kurzen Aufseufzer überging Pastor Oldenburg diese Frage und fuhr fort, das Formular für mich auszufüllen.
Übrigens: Das Gespräch verlief in guter und freundlicher Atmosphäre. Ich bin gespannt, wie es sich entwickeln wird.
Gottesdienst, nach einer Ewigkeit ein erster Besuch.
Heute, am Sonntag, den 29.10., um 11 Uhr, Winterzeit, habe ich einen sogenannten Kantaten-Gottesdienst besucht.
Das Gotteshaus war voll besetzt, erstaunlich, wie ich fand. Es waren vornehmlich ältere Leute, aber es gab auch jüngeres Volk.
Es gab keine Jugendlichen und keine Kinder.
Überhaupt war es ziemlich still, dies trotz einiger Bach-Kantaten, ganz schöne Lieder vorgetragen von einem kleinen Orchester und einem Chor.
Die fast absolute Stille nach den Liedern hat mich eigenartig berührt, es gab eine Art Leere. Ich meine, wenn was schön war, muss man doch lachen, tanzen und klatschen, seiner Freude Ausdruck verleihen.
Ich werde jetzt regelmäßig die Gottesdienste besuchen. Ich muss mich aber besser nach vorne setzten, weil ich nicht so gut gucken kann. Und außerdem scheint mein Gehör nicht mehr so zu funktionieren, wie es sich gehört.
Die geistigen Kräfte, meinetwegen nenne sie Gott.
Ich glaube, wie vielleicht die meisten aufgeklärten Menschen heutzutage, dass es geistige Kräfte gibt:
Sie erschufen das Universum.
Sie erschufen und entwickelten das Leben.
Und dass es geistige Kräfte sind, welche halfen und helfen werden, die Menschen zum Guten zu entwickeln, und welche geistigen Kräfte sich, dies möglicherweise vor allem, in der Sprache der Mathematik dokumentiert.
Und in der Musik: Rhythmen, Harmonien, Klanggebilde.
Die Welt ist voller Wunder.

Product Details

Publisher: TWENTYSIX

Genre: Belletristik & Literatur

Language: German

Size: 100 Pages

Filesize: 376.1 KB

ISBN: 9783740737306

Published: