Grenzwelten

geschrieben, ohne sich bewegen zu können

Michael Rother (1985er-Jahrgang) wuchs mit einer progressiven spinalen Muskelatrophie auf und ist heute dauerhaft auf persönliche Assistenz angewiesen. Trotz der fortschreitenden Lähmung studierte er Mathematik, Physik und Informatik, forschte mehrere Jahre als wissenschaftlicher Mitarbeiter an einer Universität und arbeitet inzwischen in der Softwareentwicklung im öffentlichen Gesundheitswesen.

Sein analytischer Hintergrund verbindet sich mit einer ausgeprägten Leidenschaft für Sprache und Philosophie. Halbwertzeit, vollständig mit einem einzigen Finger über eine Bildschirmtastatur geschrieben, ist sein literarisches Debüt. Darin spiegelt sich, wie Rother selbst sagt, die Halbwertszeit jedes Atemzugs: die Erfahrung, Zeit als knappste Ressource zu begreifen und zugleich geistige Freiheit gerade in körperlicher Enge zu finden.

Wenn er nicht schreibt oder programmiert, beschäftigt er sich mit numerischer Simulation, neuronalen Netzwerken und Kochen. Er lebt zwischen Magdeburg und dem Harz, liebt nächtliche Sternbeobachtungen und arbeitet bereits an neuen Essays über Inklusion, Kreativität und Fehlerkultur.