Der Wart-Thurm von Koat-Vën entfaltet eine düstere, an der bretonischen Küste verankerte Handlung, in der der namensgebende Wartturm als topografisches und symbolisches Zentrum fungiert. Zwischen Aberglauben, feudaler Willkür und den Wechselfällen der See verstricken sich Schicksale in Intrigen und ererbter Schuld. Sue verbindet melodramatische Zuspitzung mit pittoresker Sittenschilderung; serielles Erzählen, stimmungsvolle Naturbilder und klare Hell-Dunkel-Kontraste verorten den Text in der Romantik. Eugen Sue, von Jugendjahren in der Marine und Reisen geprägt, kanalisiert hier Erfahrung mit Seefahrt, Gefahr und Randmilieus. Seine frühen See- und Abenteuergeschichten, das feuilletontypische Gespür für Rhythmus und Cliffhanger sowie ein zunehmend humanitäres, später sozialkritisches Ethos rahmen die Stoffwahl. Die Nähe zu bretonischen Legenden ermöglicht eine Analyse von Macht, Aberglauben und ökonomischer Abhängigkeit im Gewand des romantischen Schauers. Allen, die historische Schauerromane mit regionaler Tiefenschärfe schätzen, sei dieses Buch empfohlen: Es verbindet atmosphärische Romantik mit präziser Milieukunde und straffer Dramaturgie. Leserinnen und Leser von Sue finden hier ein konzentriertes Beispiel seiner Kunst, in dem Spannung, Landschaft und soziale Beobachtung ineinandergreifen. Für Forschung und Lehre bietet Der Wart-Thurm von Koat-Vën einen instruktiven Zugriff auf 19.-Jahrhundert-Erzählweisen.